„Realisierung von 13 Bioenergiedörfern im Projektgebiet“

 Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Bioenergieregion Bodensee hat sich zum Ziel gesetzt, insgesamt 13 Bioenergiedörfer in der Region zu realisieren. Dem Regionalmanagement Bioenergieregion Bodensee ist es u. a. durch Partnerschaften und Fachveranstaltungen gelungen, fundiertes Knowhow in die Region zu holen und das Bioenergienetzwerk vorbildlich auszubauen. Die Akteure sind stolz auf die Umsetzung von inzwischen 13 Bioenergiedörfern. Die Planungen bzw. Baumaßnahmen für drei weitere Bioenergiedörfer sind in vollem Gange.
 
 
Interessierte Bürger aus dem geplanten Bioenergiedorf Liggeringen. Quelle: solarcomplex AG
 

Grundlage für den ambitionierten Ausbau von Bioenergiedörfern in der Region Bodensee war die Umsetzung des ersten Bioenergiedorfes Mauenheim 2006 in Baden-Württemberg. Der Wärmebedarf wird überwiegend vom Blockheizkraftwerk (BHKW, 2006 mit 250 kWel / 200 kWtherm, aktuell 780 kWel / 600 kWtherm) der örtliche Biogasanlage gedeckt. Ergänzend bzw. für Spitzenlast kommt ein Holzhackschnitzelkessel (900 kW) zum Einsatz. Für den Lastausgleich stehen Pufferspeicher mit 25 m³ Speichervolumen bereit. 2006 galt die Kombination dieser Systemkomponenten, insbesondere mit Bioenergieanlagen für Grund- und Spitzenlast sowie Einspeisung in ein Wärmenetz, als innovativ, heute ist sie eine Standardvariante. Folgeprojekte bedurften aufgrund geänderter Rahmenbedingungen individueller Lösungsansätze und neuer technischer Kombinationslösungen:

- Im Bioenergiedorf Lippertsreute wurde eine Rohbiogasleitung von der Biogasanlage zur Heizzentrale verlegt (1.200 Meter, Satelliten-BHKW 180 kWel / 200kWtherm, 2 x 300 kW Hackschnitzelkessel, 12 m³ Pufferspeicher), um das Wärmenetz möglichst kurz auszulegen und die Energieverluste im Wärmenetz (4.000 Meter) zu minimieren, Fertigstellung 2008
- Im Bioenergiedorf Büsingen wurde 2012 erstmals in Deutschland eine großflächige Solarthermieanlage (1000 qm Vakuumkollektorfläche) zur Unterstützung des auf Holzenergie basierten Wärmenetzes eingesetzt (zwei Hackschnitzelkessel 900 / 450 kW, 100 m³ Pufferspeicher und ein 5.800 m langes Wärmenetz).
- Ein Jahr später wurde im Bioenergiedorf Emmingen ein großer Pufferspeicher mit 1.000 m³ Wasser erbaut, um möglichst viel Biogas-BHKW-Abwärme für eine spätere Verwendung zu speichern.
- In der Kleinstadt Bonndorf entstand 2014 ein rund zehn Kilometer langes Wärmenetz auf Holzenergiebasis, welches durch die Abwärme eines örtlichen Industriebetriebes unterstützt wird. Dazu wurden im Heizhaus zwei Holzhackschnitzelkessel 1.200 / 550 kW, 100.000 l Pufferspeicher, ein Redundanzkessel, ein Anschluss für eine mobile Heizanlage sowie ein Pelletkessel beim Industriebetrieb installiert. In der ersten Heizperiode 2014/2015 wurden rund 4.000 MWh Wärme aus Energieholz erzeugt Was einer Menge von ca. 6.000 Schüttraummeter (SRm) Holzhackschitzel entspricht. Diese stammen allesamt aus der Region, geliefert durch zwei ortsansässige Unternehmer. Sobald die Heizperiode beendet ist, reicht die Leistung von ca. 250 kW aus der Abwärme des Industriebetriebes aus, um das Brauchwasser in den rund 150 angeschlossenen Gebäuden zu erwärmen.
- 2015 wird das Wärmenetz in Bonndorf um weitere sechs Kilometer Wärmeleitung vergrößert. Die zur Versorgung des neu erschlossenen Stadtgebietes benötigte Wärmeenergie stammt aus der Abwärme eines weiteren Betriebes am Ort. Die Wärme fällt laufend und ganzjährig im Produktionsprozess der Firma an und wird momentan aktiv gekühlt. Zusätzliche Heizkessel sind im neuen Wärmenetz nicht erforderlich. Zum Anheben des Temperaturniveaus und zum Erreichen der Netzvorlauftemperatur wird lediglich eine zusätzliche Wärmepumpe benötigt. Die Leistung der Abwärme ist mit rund drei MW so groß, dass bereits die Planungen für einen weiteren Bauabschnitt mit gleicher Wärmequelle begonnen wurden.


Durch den großen Pufferspeicher in Emmingen werden auch saisonale Energieverschiebungen möglich. Quelle: solarcomplex AG

Die Bioenergiedorf-Projekte in der Bodensee Region zeigen in vorbildlicher Weise, wie vorhandene Bioenergiepotenziale genutzt werden können und wie Biowärme in Kombination mit anderer Erneuerbarer Wärme und industrieller Abwärme in Wärmenetzen der nachhaltigen, umweltschonenden Wärmeversorgung in Dörfern und Städten dient. Aufbauend auf den Erfahrungen in den Bioenergiedörfern Mauenheim und Lippertsreute sowie in Hilzingen wurden von den Akteuren der Bioenergieregion Bodensee im Rahmen des BMEL-Projekts ab 2009 in zehn weiteren Bioenergiedörfern Wärmenetze initiiert und umgesetzt. Drei weitere Biowärmeprojekte werden für 2016 geplant. In diesen Vorhaben sollen u. a. bisher ungenutzte Potentiale aus der regionalen Landschaftspflege erschlossen werden. 

 
Weitere Informationen unter:
Stadtwerke Radolfzell
solarcomplex AG
Bodensee-Stiftung
CLEAN ENERGY GmbH